
wenn wir noch jung sind …
Sabine Sölbeck
Alltagspartizipation in Kita?
Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind geprägt von intensiven, emotional bedeutsamen Beziehungen. Diese frühen Bindungserfahrungen bilden das Fundament für das weitere Beziehungslernen und wirken sich wesentlich auf das kindliche Wohlbefinden, die Lernfreude und die Entwicklung von Selbstwirksamkeit aus. Im pädagogischen Alltag von Kindertageseinrichtungen erweitern Kinder ihren sozialen Radius und knüpfen neue, bedeutsame Beziehungen – auch zu den Fachkräften. Diese Beziehungen tragen erheblich dazu bei, wie sicher, gesehen und beteiligt sich ein Kind im Alltag fühlt.

Sabine Sölbeck (*1975 in Dresden)
Referentin frühe Bildung – Alltags-Partizipation in der Kita (Was noch?: Literaturwissenschaftlerin, Historikerin, Autorin, Hörspielmacherin, Audioschnitterin, Projektmanagerin, IHK-Fachkraft für Kleinkindpädagogik, ISAAT-Fachkraft für tiergestützte Intervention, Hundemensch, Yogamensch, Tierschutzmensch, Social Entrepreneur, Reisende uvm…)
„Kleinkinder müssen entdecken, dass sie die Menschen und Dinge um sie herum beeinflussen können. Zu einer Beteiligung kommt es, wenn Kinder Teil der Erfahrung sind und innerhalb der Erfahrung interagieren.“
Zur inneren Autonomie gehört die Selbstwirksamkeit – das Wissen darum, dass die eigenen Handlungen Wirkung entfalten. Dies ist die Voraussetzung, um Freiheit zu empfinden und zu explorieren. Um Kindern die Entwicklung von Selbstwirksamkeit zu ermöglichen, müssen Bezugspersonen den Raum schaffen, in dem Kinder ihre eigenen Grenzen spüren und erweitern dürfen. Jedes kleine Erfolgserlebnis, das aus eigener Kraft entstanden ist, stärkt die Selbstwirksamkeit. Kindern alles abzunehmen oder ihnen zu vermitteln, dass sie etwas nicht schaffen können, hemmt diese Entwicklung.
Gerade in der frühen Kindheit entfaltet Beziehung ihr volles Potenzial, wenn sie nicht nur funktional gedacht wird, sondern auf gegenseitigem Vertrauen, Verlässlichkeit und emotionaler Zugänglichkeit beruht. Fachkräfte übernehmen hierbei eine aktive Rolle: Sie geben Impulse, sind präsent und achtsam für kindliche Signale. Ihre Haltung – geprägt von Interesse, Wertschätzung und Respekt gegenüber der Autonomie des Kindes – wird zum eigentlichen Träger der Beziehung.
Professionelle Beziehungsarbeit in der Kita ist keine rein intuitive Aufgabe, sondern erfordert Aufmerksamkeit, fachliches Wissen und regelmäßige Reflexion. Unterschiedliche Biografien, strukturelle Rahmenbedingungen und gruppendynamische Prozesse stellen pädagogische Fachkräfte täglich vor neue Herausforderungen. Reflexion ermöglicht es, das eigene Handeln zu überprüfen, Muster zu erkennen, Unsicherheiten zu besprechen und Entwicklungspotenziale sichtbar zu machen.
Zuverlässigkeit, emotionale Verfügbarkeit und eine feinfühlige Reaktion auf kindliche Signale sind zentrale Elemente tragfähiger pädagogischer Beziehungen. Diese entstehen nicht automatisch, sondern wachsen durch kontinuierliche Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich selbst in Beziehung zu setzen. Wer sich regelmäßig fragt, wie Kinder sich im Kontakt fühlen, welche Reaktionen gelingen und wo es Stolpersteine gibt, legt den Grundstein für eine professionelle Haltung, die Kinder stärkt und echte Beteiligung ermöglicht.

Christian Tolle (*1986 in Erfurt)
Erzieher bei FRÖBEL, Koordinator & stellv. Kita-Leitung (außerdem: Koch, Restaurantfachkraft, Storemanager, Hundemensch, Social Entrepreneur, bester Freund, Reisender uvm….)
„Für mich ist diese Arbeit mehr als ein Beruf – sie ist Leidenschaft. Ich möchte Räume schaffen, in denen Kinder ihren Alltag selbst mitgestalten und Verantwortung übernehmen können. Kinder bringen ihren eigenen inneren Bauplan mit; unsere Aufgabe ist es, diesen sensibel zu begleiten, statt ihn zu formen.
In meiner Einrichtung habe ich gemeinsam mit dem Team das zuvor homogene Mittagessen in geschlossenen Gruppen partizipativ geöffnet: Kinder entscheiden nun selbstbestimmt, wann, wie, wo und mit wem sie essen möchten. Diese Veränderung stärkt Selbstwirksamkeit, Begegnung und echte Alltagspartizipation.“
Bedeutung von Bindungs- und Beziehungsqualität
- Bindungsorientierung: Als hochsoziale Wesen sind wir bindungsorientiert. Kinder suchen Sicherheit und Gemeinschaft.
- Verhinderung von Adultismus: Die Verhinderung von Adultismus kann Traumata verhindern. Erfahrungen von Ohnmacht führen bei Kindern zu Symptomen und können die Verbundenheit zerreißen.
- Ziel der Partizipation: Verbundenheit ist das Ziel in der Partizipation. Sie funktioniert nur, wenn es ein Gegenüber gibt, das spiegelt.
- Austausch und Kreativität: Nur durch Austausch entstehen neue Blickwinkel. Wenn wir gemeinsam kreativ werden, kommen wir auf andere Ideen als alleine. Wir lernen voneinander.
- Wohlwollen und Vertrauen: Sich auf das Wohlwollen eines anderen verlassen zu können, ist essentiell für Kinder. Verbundenheit ist umfassend und schafft Vertrauen.
- Echtes Vertrauen: Echtes Vertrauen entsteht aus Verbundenheit. Es entsteht aus dem wechselseitigen Gefühl, sich wahrgenommen und verstanden zu fühlen.
- Annahme und Zugehörigkeit: Angenommen sein, Zugehörigkeit und Empathie sind zentrale Elemente der Verbundenheit.
Partizipation gemeinsam denken für…
für Kinder, für zukünftige Generationen

Haltung

fokussiert Bindung und Beziehung

fokussiert Fachlichkeit

fokussiert Freude und Wertschätzung
Contact:

Christian Tolle
Erzieher bei Fröbel und Koordinator und stellv. Kita-Leitung

Sabine Sölbeck
Referentin frühkindliche Bildung, Dozentin, Fachkraft für Kleinkindpädagogik
Audio-Sendung vom 07.10.2025
Audio hören Teil 1 unserer Sendung Partizipation in der Kita

Contact Us Now
Unser Büro steht für Euch offen…
Lieben Gruß, Sabine & Christian
